Wir sollten reden. Über eine mögliche Lageentwicklung.

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Wir sollten reden. Über eine mögliche Lageentwicklung.

Etappenweise dürfen die Betriebe nun wieder hochfahren. Lange genug musste man ausharren, entsprechend hat der Lockdown deutliche Spuren hinterlassen – geschäftliche wie private. Menschen und Betriebe sind in Aufbruchstimmung, ja manchmal ist fast etwas Euphorie zu spüren. Es ist verständlich, aber auch gefährlich.

Bezüglich Corona gibt es Dinge, die muss ich als Krisenmanagerin nun einfach einmal beim Namen nennen. Das hat nichts mit Schwarzmalerei zu tun, das hat mit gesundem Menschenverstand und Weitsicht zu tun.

Das Virus ist jetzt nicht einfach weg

Auch wenn das Leben wieder beginnt, Einkäufe, Shopping und vielleicht sogar Ausflüge wieder möglich sind. Das Virus ist immer noch da. Die Ansteckung bleibt und auch die Schutzmassnahmen, die getroffen wurden, müssen weiterhin akribisch eingehalten werden. Wir dürfen uns frei bewegen, solange die positiven Corona-Fälle im Rahmen bleiben. Wir müssen es zurück in die Containment-Phase schaffen, die Eindämmung. Das war die Phase, in welcher die Behörden versucht haben, alle Fälle ausfindig zu machen und die Kontaktketten minutiös nachzuverfolgen. Man versucht, diese Fälle zu isolieren und in Quarantäne zu stecken – gezielt und nicht durch einen Lockdown. Das bedeutet, es kann wieder einzelne Firmen treffen, die ganze Abteilungen vorübergehend schliessen müssen, weil die Mitarbeitenden in Quarantäne geschickt werden, aber es wird nicht mehr die ganze Wirtschaft treffen.

Wir alle sollten alles daransetzen, dass wir wieder in diese Phase zurückkommen, indem wir uns weiterhin an die Hygiene- und Distanzvorschriften halten. Sobald die positiven Corona-Fälle nämlich wieder ansteigen und die Rückverfolgbarkeit wieder verloren geht, werden die Massnahmen verschärft, damit das Gesundheitswesen nicht überlastet wird.
Machen wir uns bewusst: Bis ein Impfstoff oder ein wirksames Medikament auf dem Markt ist, geht es weiter wie bis anhin. Es wird ein ständiger Balanceakt zwischen Wirtschaft und Gesundheit.

Lehren ziehen und optimieren

Die Pandemie hat vielen Betrieben in aller Deutlichkeit aufgezeigt, wo sie verletzlich sind. Einige haben darauf reagiert, indem sie ihr Krisenmanagement hochgefahren, Pandemiepläne angepasst, BCM-Pläne verbessert, den Minimalbetrieb definiert oder ein Abwesenheitsmanagement eingeführt haben. Andere sind mit Hängen und Ringen grad so knapp durchgekommen. Nochmal Glück gehabt, denken sich diese. Doch weit gefehlt. Es rächt sich bei denen, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und auch jetzt nicht machen werden. Was jetzt kommt, ist eine «Stop and Go-Zeit», welche ganz neue Managementkompetenzen braucht.

Corona-Worst-Case-Szenario definieren

Sind Sie vorbereitet auf den schlimmsten Fall? Sie finden, das sei nicht nötig? Dann gehören Sie bestimmt zu den Menschen, die ein Pandemieszenario immer belächelt haben. Es ist ein wichtiger Schritt, sich mit dem schlimmstmöglichen Ereignis auseinanderzusetzen. Ihr Vorteil? Sie sind dann wirklich vorbereitet, haben Optionen überlegt und durchdacht, die richtigen Vorbereitungen getroffen. Dazu gehört es ebenso, sich mit den «Lehren und Erkenntnissen» aus dieser ersten Welle zu befassen, damit Ihr Unternehmen die nächste Welle besser überstehen wird.

Nebenschauplätze

Die Corona Pandemie ist derzeit die präsenteste Krise. All unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf Covid-19: Schutzmassnahmen, Existenz- und Planungssicherheit und und und. Vergessen Sie jedoch nicht – es ist nicht das einzige Risiko, das Ihr Unternehmen treffen kann. Klar, eine zweite Welle ist das wahrscheinlichste Risiko, aber eben nicht das einzige. Verlieren Sie also nicht den Blick fürs Ganze und auch nicht für Nebenschauplätze. Ein sozialer Kollaps zum Beispiel kann Nebenschauplätze entstehen lassen. Überall dort, wo Menschen ohne Arbeit, ohne Vermögen oder Perspektive auf diejenigen treffen, denen es besser geht. Die Dauer der Pandemie und die daraus resultierende Hoffnungslosigkeit wird Nebenschauplätze begünstigen, auch in Unternehmen.

Wertschätzung und Sorge tragen

Corona betrifft uns alle. Ihre Mitarbeitenden genauso wie Sie als Chef. Jeder erlebt derzeit in irgendeiner Form (s)ein persönliches Schicksal. Viele haben Existenzängste. Sie als Chef sorgen sich um Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeitenden um ihre Familien. Die Euphorie für Homeoffice hat auch schon wieder etwas nachgelassen. Viele fühlen sich überfordert, von zu Hause aus zu arbeiten. Homeschooling-Kinder, fehlende Privatsphäre bei geschäftlichen Zoom-Meetings oder nicht einmal in Ruhe ein Buch lesen zu können, schlägt auf den Gemütszustand. Einige sind aber auch am Vereinsamen, weil die Arbeit ein zentraler Ort war, um Menschen zu treffen.

Was können Sie tun, damit Sie die nächste Welle nicht härter trifft als diese?
  • Optimieren Sie Ihren Pendemieplan.
  • Wenn Sie noch keinen Pandemieplan haben, dann ist es jetzt an der Zeit (es lohnt sich, eine nächste Welle ist realistisch und wahrscheinlich). Verzichtsplanung, Minimalbetrieb, Absenzenkontrolle werden wichtige Führungsinstrumente.
  • BCM Pläne – auch hier: Es lohnt sich.
  • Erörtern Sie in Ihrem Führungskreis die Lehren und Erkenntnisse. Verbessern Sie sich dort, wo es angezeigt ist.
  • Definieren Sie Stellvertreterregelungen, Ablösungen – die Kräfte im Marathon muss man einteilen und bis ein Impfstoff oder ein wirksames Medikament auf dem Markt ist, geht der Marathon weiter wie bis anhin.